Blogbeitrag: Burghauser Touristik im Austausch mit Serwus Burghausen e.V.

Eisbaden am Wöhrsee: Tipps & Tricks von den Profis

Ein frostiger Morgen legt feinen Nebel über den Wöhrsee, die Mauern der weltlängsten Burg glitzern vom Frost und dann kommt der erste Schritt ins kalte Wasser. Mit dem Wöhrsee liegt ein echtes Eisschwimmparadies mitten in Burghausen. Der See ist auch im Winter ein Besuchermagnet und lockt Touristen wie Einheimische an. Der Kältereiz hat jedoch Tücken: Für Einsteiger kann das Schwimmen im kalten Wasser schnell riskant werden. Darum haben wir mit erfahrenen Eisschwimmern des Eisschwimmvereins Serwus Burghausen e.V. gesprochen und einen Leitfaden zusammengestellt, der euch Schritt für Schritt und mit viel Respekt sicher heranführt.

Eisschwimmen kurz erklärt: 
Unter Eisschwimmen versteht man das Baden oder Schwimmen in kaltem Wasser unter 15 °C. Für Einsteiger ist der Kältereiz bereits unter 10 °C sehr intensiv, während Fortgeschrittene meist bei unter 5 °C schwimmen. Geschwommen wird in Badebekleidung und nicht im Neoprenanzug. Die folgenden Tipps und Tricks helfen dabei, sich an die kühle Wassertemperatur zu gewöhnen.

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Öffnungszeiten: Täglich von 08.00 - 19.00 Uhr (inkl. Infrarotkabine) 

Eintritt: kostenlos

Mehr Informationen zum Eisschwimmen und zum Verein: Serwus Burghausen

Serwus Burghausen e.V.

1. Sichere Gewöhnung an die Kälte

  • Phase 1 – Kalt duschen
    Ziel: Ihr lernt, Atmung und Stressreaktion zu kontrollieren. Beginnt mit lauwarmem Wasser und wechselt dann für 30–60 Sekunden auf kalt, zunächst nur für Arme und Beine. Steigert euch anschließend auf 2–3 Minuten für den ganzen Körper.
  • Phase 2 – Kalte Bäder/Tauchbecken
    Ziel: Ihr spürt den Ganzkörper-Kältereiz kontrolliert. Plant 1–2-mal pro Woche ein kurzes Bad bei 10–15 °C für 1–2 Minuten ein. Beginnt zuerst mit den Beinen und geht dann langsam bis zum Hals hinein; der Kopf bleibt über Wasser. Atmet ruhig und zieht euch nach dem Bad rasch warm an und trinkt einen lauwarmen Tee.
  • Phase 3 – Kurze Freiwasser-Einstiege
    Ziel: Ihr lernt das natürliche Gewässer kennen. Zu Saisonbeginn (Oktober, meist 12–15 °C) taucht ihr zunächst nur ein und bleibt 1–2 Minuten im Wasser; später könnt ihr leicht schwimmen. Ihr geht nie alleine ins Wasser und wärmt euch im Anschluss sofort auf.
  • Phase 4 – Regelmäßig & kurz
    Ziel: Ihr schafft Kontinuität. Mit 2–3 kurzen Einheiten pro Woche gewöhnt sich der Körper an die sinkenden Temperaturen unter 10 °C. Ihr achtet konsequent auf euer Körpergefühl und vermeidet Übermut.
  • Phase 5 – Eisschwimmen sicher genießen
    Ziel: Ihr setzt kurze, kontrollierte Eisbäder im Winter um. Bei unter 5 °C bleiben Anfänger maximal eine Minute im Wasser. Es empfiehlt sich, Neoprenhandschuhe, eine Mütze und rutschfeste Badeschuhe zu tragen. Nach dem Bad trocknet ihr euch schnell ab, zieht euch windgeschützt an, trinkt lauwarme Getränke und bewegt euch leicht. Alkohol ist keine gute Idee.
Serwus Burghausen e.V.

2. Vorbereitung, Umsetzung & Nachbereitung

  • Mentale Vorbereitung: Eine positive Einstellung und eine kontrollierte Atmung helfen, den Kältereiz zu bewältigen.
  • Körperliche Vorbereitung: Eine große körperliche Erwärmung ist nicht empfehlenswert – eine leichte Gymnastik reicht aus.
  • Sanfter Einstieg: Ihr springt nicht ins Wasser, sondern taucht langsam und Schritt für Schritt ein; der Kopf bleibt dabei über Wasser.
  • Aufenthaltsdauer: Für Anfänger genügen wenige Sekunden bis maximal eine Minute. Mit Erfahrung könnt ihr die Dauer behutsam steigern, während ihr stets auf eure Körpersignale achtet. Die Faustregel „1 Minute pro Grad“ beschreibt ein Oberlimit und ist kein Ziel.
  • Atmung: Ihr atmet ruhig und tief, um den Kälteschock zu mildern.
  • Nach dem Schwimmen: Ihr trocknet euch sofort ab, zieht warme Kleidung an und wärmt euch langsam auf. Eine heiße Dusche direkt nach dem Eisbad ist nicht empfehlenswert; lauwarmer Tee und ein nahrhafter Snack unterstützen die Regeneration gemeinsam mit leichter Bewegung.
Serwus Burghausen e.V.

3. Equipment

  • Ihr tragt Badebekleidung, keinen Neoprenanzug.
  • Ihr schützt den Kopf mit einer Kopfbedeckung (z.B. Mütze).
  • Ihr nutzt Badeschlappen oder rutschfeste Badeschuhe am Ufer und beim Einstieg.
  • Ihr ergänzt bei Bedarf Neoprenschuhe und Neoprenhandschuhe, um Wärmeverluste zu reduzieren.
Serwus Burghausen e.V.

4. Risikofaktoren beachten

  • Ihr seid körperlich gesund und fit (kein Infekt, Fieber, Schwindel).
  • Alkohol und Drogen sind keine gute Idee und unbedingt zu vermeiden.
  • Ihr achtet aufmerksam auf eure Körpersignale. Bei Zittern, Verwirrtheit, starker Müdigkeit oder Kreislaufproblemen verlasst ihr das Wasser sofort.
  • Ihr taucht nicht unter, damit ihr das Risiko eines Kälteschocks oder einer Schockreaktion reduziert.
  • Ihr macht bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen Risiken vorab einen Gesundheitscheck, da Kälteschock und Herzstillstand möglich sind.
  • Ihr berücksichtigt den Afterdrop: Nach dem Verlassen des Wassers kann die Körperkerntemperatur weiter sinken. Ihr bleibt deshalb noch etwa 15 Minuten vorsichtig und meidet direkte Hitze wie Sauna oder sehr heißes Duschen.
Serwus Burghausen e.V.
Fazit Burghauser Touristik

Mit dem Wöhrsee habt ihr einen besonderen Ort fürs Eisbaden inmitten von Burghausen. Wenn ihr euch langsam herantastet und auf eure Grenzen hört, wird das Erlebnis kalt, klar und extra unvergesslich. Wo kann man schon Eisbaden mit Blick auf die weltlängste Burg?