Artenvielfalt und gelebter Naturschutz

Das grüne Burghausen steht für naturnah gepflegte Landschaften und eine eindrucksvolle Tierwelt mit seltenen und geschützten Arten. Ein besonderes Highlight dabei ist die Wiederansiedlung des Waldrapps – einer der am stärksten bedrohten Vogelarten Europas. Auch in der Landschaftspflege geht die Stadt neue Wege: So wird der Hang unterhalb der weltlängsten Burg nicht mehr gemäht, sondern durch die vom Aussterben bedrohten Tauernschecken „tierisch“ gut gepflegt. Mit vielen weiteren, ähnlichen Projekten schafft Burghausen wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna und damit ein nachhaltiges Naturerlebnis für Besucherinnen und Besucher.

Wiederansiedlungsprojekt in Burghausen

Der Waldrapp

Ganz außergewöhnlich seltene Tiere brüten jedes Jahr gegenüber der weltlängsten Burg: die Waldrappe, Ibisvögel mit glänzendem, schwarzem Gefieder, markantem Schopf und langem, rotem Schnabel. Schon im Mittelalter waren sie in Burghausen heimisch, sind aber inzwischen weltweit vom Aussterben bedroht.

Dass die auffälligen Schreitvögel in Burghausen überhaupt wieder eine beschützte Zuflucht gefunden haben, ist dem Engagement der Stadt beim von der EU geförderten Projekt „LIFE+“ zu verdanken. Ein Team junger Biologen versucht, die Population in freier Wildbahn wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Dabei wird handaufgezogenen Waldrappen aus den einzelnen Brutkolonien mithilfe eines Leichtflugzeuges eine Zugroute in das Winterquartier gezeigt.

In Burghausen besiedeln die Waldrapp-Familien in der Sommersaison die weitläufigen Wiesen am sogenannten Bergerhofgelände und die Brutnischen in der Wehrmauer des Pulverturms. Wer Glück hat, entdeckt von Anfang April bis August bei einem Wöhrsee-Spaziergang die auffälligen Tiere vor der Kulisse der weltlängsten Burg und kann sie beim Würmer picken beobachten. Wer sich nicht allein aufs Glück verlassen möchte, hat digital vielleicht mehr Chancen: Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Vögel können per App verfolgt werden. Im Animal-Tracker sieht man im 15-Minuten-Takt, wo die Vögel gerade nach Nahrung suchen oder sich aufhalten.

Mit dem neuen GPS-geführten Spaziergang „Auf den Spuren der Waldrappe“ erfährt man spielerisch viel Interessantes über den Zugvogel. Der Besucher schlüpft bei dieser interaktiven und multimedialen Tour in die Rolle eines Detektivs und versucht, die verschwundenen Jungvögel aus den Fängen von Entführern zu befreien. 
Auch neue Schautafeln informieren spannend über das Leben des skurrilen Vogels in Burghausen und das europaweite Schutzprojekt.

Die Burghauser Waldrappe sind für den Tourismus mittlerweile eine fixe Größe, und auch das Interesse bei Fernsehteams wächst. ARTE und das Bayerische Fernsehen zeigen zum Beispiel die Reportage „Der Waldrapp — Zugvogel im Aufwind“.

  • 2004 - Projektstart
    Waldrappe bei der Landesgartenschau
  • Seit 2007
    Jungvögel werden in die Toskana geführt.
  • 2011
    Der erste Vogel kehrt eigenständig zurück.
  • 2015
    Umzug der Kolonie zum Pulverturm.
  • 2019
    Eigenständige, migrierende Brutkolonie

So lebt der Waldrapp in Burghausen

Die Waldrappe brüten in Brutnischen auf der Burgmauer am Pulverturm. Von der Burg oder vom Rosengarten am Wöhrsee hat man einen guten Blick auf die Brutnischen. Die Brutkolonie wird von einem Mitarbeiter des Waldrappteams gemeinsam mit freiwilligen Mitarbeitern und dem Umweltamt der Stadt Burghausen betreut. 

Bereits Anfang April kommen die ersten Vögel in Burghausen an und beginnen mit der Balz und Brut. Ab zirka Mitte Juni werden die Jungvögel flügge. Etwa ab Anfang August verlassen die Vögel wieder das Brutgebiet. Oft bleiben sie noch über Wochen im nördlichen Alpenvorland und suchen reichhaltige Mähwiesen zur Nahrungssuche auf. Im September beginnt die eigentliche Migration in den Süden, wobei sich die Jungvögel zugerfahrenen Artgenossen anschließen und ihnen ins Wintergebiet folgen.

  • Von Anfang April bis Anfang August kann man die Waldrappe um Burghausen herum beobachten.
  • Ansprechperson für Fragen zum Waldrapp-Projekt in Burghausen: Oliver Habel, T. +49 151 22374920; burghausen@waldrapp.eu
  • Ansprechperson für Fragen zum EU-weiten Waldrapp-Projekt: Dr. Johannes Fritz; jfritz@waldrapp.eu 
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Ziegen unterhalb der Burg
Nachhaltige Landschaftspflege am Burghang

Die Tauernschecken

Mit der Haltung der braun-weißen Tauernschecke, einer robusten, besonders trittsicheren Gebirgsziege, schlägt Burghausen in Sachen Nachhaltigkeit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen wird der vom Aussterben bedrohten Art eine sichere Heimat geboten, zum anderen können die Ziegen in artgerechter Haltung etwas für die Landschaftspflege tun und den teils dicht bewachsenen Burghang pflegen – als natürliche Rasenmäher sozusagen.

Die Tauernschecken beweiden das steile Gelände seit der Landesgartenschau 2004 jeden Sommer. Auf fünf abgezäunten Weiden, die jeweils einen Unterstand zu bieten haben, finden die Böcke und Geißen alles, was sie brauchen. Auch Tränken wurden extra für die Kletterer gebaut.

Um die Pflege und Versorgung der Ziegen kümmern sich die Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) der Stadt Burghausen, die mit der Herdbuchzucht auch professionell zum Erhalt dieser seltenen Ziegenrasse beiträgt. Den Winter verbringen die Tauernschecken beim einem Bio-Landwirt in Winhöring, wo auch die Lämmer auf die Welt kommen.