Ganz außergewöhnlich seltene Tiere brüten jedes Jahr gegenüber der weltlängsten Burg: die Waldrappe, Ibisvögel mit glänzendem, schwarzem Gefieder, markantem Schopf und langem, rotem Schnabel. Schon im Mittelalter waren sie in Burghausen heimisch, sind aber inzwischen weltweit vom Aussterben bedroht.
Dass die auffälligen Schreitvögel in Burghausen überhaupt wieder eine beschützte Zuflucht gefunden haben, ist dem Engagement der Stadt beim von der EU geförderten Projekt „LIFE+“ zu verdanken. Ein Team junger Biologen versucht, die Population in freier Wildbahn wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Dabei wird handaufgezogenen Waldrappen aus den einzelnen Brutkolonien mithilfe eines Leichtflugzeuges eine Zugroute in das Winterquartier gezeigt.
In Burghausen besiedeln die Waldrapp-Familien in der Sommersaison die weitläufigen Wiesen am sogenannten Bergerhofgelände und die Brutnischen in der Wehrmauer des Pulverturms. Wer Glück hat, entdeckt von Anfang April bis August bei einem Wöhrsee-Spaziergang die auffälligen Tiere vor der Kulisse der weltlängsten Burg und kann sie beim Würmer picken beobachten. Wer sich nicht allein aufs Glück verlassen möchte, hat digital vielleicht mehr Chancen: Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Vögel können per App verfolgt werden. Im Animal-Tracker sieht man im 15-Minuten-Takt, wo die Vögel gerade nach Nahrung suchen oder sich aufhalten.
Mit dem neuen GPS-geführten Spaziergang „Auf den Spuren der Waldrappe“ erfährt man spielerisch viel Interessantes über den Zugvogel. Der Besucher schlüpft bei dieser interaktiven und multimedialen Tour in die Rolle eines Detektivs und versucht, die verschwundenen Jungvögel aus den Fängen von Entführern zu befreien.
Auch neue Schautafeln informieren spannend über das Leben des skurrilen Vogels in Burghausen und das europaweite Schutzprojekt.
Die Burghauser Waldrappe sind für den Tourismus mittlerweile eine fixe Größe, und auch das Interesse bei Fernsehteams wächst. ARTE und das Bayerische Fernsehen zeigen zum Beispiel die Reportage „Der Waldrapp — Zugvogel im Aufwind“.
- 2004 - Projektstart
Waldrappe bei der Landesgartenschau - Seit 2007
Jungvögel werden in die Toskana geführt. - 2011
Der erste Vogel kehrt eigenständig zurück. - 2015
Umzug der Kolonie zum Pulverturm. - 2019
Eigenständige, migrierende Brutkolonie